
25 Jahre Saarlouis Hornets
Eine Geschichte mit mehr Höhen als Tiefen, erzählt von der letzten im Verein verbliebenen Hornisse aus der Gruppe der Gründungsmitglieder.
So, liebe Baseballfreunde,
dann will ich mal versuchen die großartigste Geschichte wiederzugeben, welche erzählt, wie das hier alles begann.
Für manch einen mag es eine Überraschung sein, doch unsere Story beginnt nicht etwa in Saarlouis. Nein! So wie es sich gehört, begann sie nur wenige hundert Meter von einem späteren Weltkulturerbe entfernt. Ich würde uns zwar gerne mit diesen Lorbeeren schmücken, aber mit dieser Auszeichnung haben wir recht wenig zu tun.
Gemeint ist die Völklinger Hütte. Nicht allzu weit entfernt von dieser, genau genommen im Ortsteil Fenne, war und ist der Fußballplatz, auf dem die "Saarland Indians" trainierten.
Doch was hat uns dorthin verschlagen?
Der Weg zum Baseball gestaltete sich nicht bei allen auf identische Weise.
Von den anderen Gründungsmitgliedern Holger Engels, Christoph Rass, Uli Rass und Christian Schu weiß ich, dass sie den Baseball bei USA-Aufenthalten für sich entdeckten bzw. sich gegenseitig davon erzählten und so letztlich die Leidenschaft dafür entfachten. Es waren Schüleraustauschprogramme oder Freizeiturlaube, bei denen sie die Gelegenheit bekamen, etwas zu sehen, was man damals in Deutschland nicht so leicht zu Gesicht bekam. Ich lebte derzeit in Püttlingen und verbrachte meine Freizeit hauptsächlich mit Skaten. Da ich nie in den USA gewesen bin und somit dort nie irgendwelche Eindrücke sammeln konnte und auch in meinem Freundeskreis niemand war, der mir von solchen Dingen berichten konnte, musste bei mir das Interesse an unserem Sport auf etwas andere Weise geweckt werden. Im Kindesalter sah ich den Film "Die Bären sind los" mit Walter Matthau, danach war der Grundstein gelegt. Es war der Film und vor allem die gleichnamige Serie, die mir Baseball näher brachte. Doch Baseball im Verein zu spielen war Anfang der 80-er Jahre im Saarland nicht möglich und so blieb es lange Zeit einfach nur ein Traum, den man nur sehr selten mit halbwegs gleichgesinnten Freunden für wenige Stunden in einem Stadtpark oder auf einem Bolzplatz aufleben lassen konnte. So vergingen Jahre, bis ein Film in die Kinos kam, der in Deutschland einen kleinen Baseball-Boom auslöste: Der Titel: "Die Indianer von Cleveland". Die Handlung: Baseball, Baseball und ein bisschen Baseball!
Nach dem Kinostart war es auf einmal deutlich leichter, Freunde dazu zu bewegen, mit mir im Park Baseball zu spielen. Dennoch blieb es nach wie vor nur eine sporadische Angelegenheit. Ein zwei Jahre später hörte ich von einem Baseball-Verein in Völklingen, das war im April 1992. Ich konnte es kaum glauben und das Team nannte sich angeblich sogar "Indians". Als ich kurz darauf Trainingszeiten sowie Örtlichkeit erfuhr, gab es kein Halten mehr! Ganz plötzlich und unerwartet wurde der Traum wahr...
Ich schloss mich dem Verein an und verpasste von da an kein Training. Zweimal in der Woche fuhr ich mit einem klapprigen Rad von Püttlingen nach Völklingen Fenne ins Training und fand das alles toll! Nach wenigen Wochen stießen ein paar neue Spieler dazu, die überwiegend aus Saarlouis kamen. Nun waren die späteren Gründungsmitglieder der Saarlouis Hornets vollständig. Man verstand sich auf Anhieb gut.
Zu dieser Zeit (noch in Völklingen) waren wir sportlich alles andere als erfolgreich. Wir haben ständig nur verloren. Holger und die Rass-Brüder machten unser Training hierfür verantwortlich und sprachen das gegenüber der Mannschaft an in der Hoffnung, man könne es gemeinsam verbessern. Das Training veränderte sich, jedoch nicht ausreichend, um ein gewonnenes Spiel für uns verbuchen zu können.
Die Geburtsstunde der Hornets ist (aus meiner Sicht) ein Moment, bei dem meinereiner gar nicht anwesend war. Aber die Saarlouiser Jungs erzählten häufig davon.
…so ungefähr muss es sich zugetragen haben...
...in einer lauen Sommernacht saßen ein paar grimmig dreinblickende Baseballfreunde im Garten der Rass'ns. Hin und wieder schaffte es ein kleiner Windstoß der Gruppe Frischluft zuzufächeln, denn der Rauch eines Lagerfeuers lag in der Luft - nur das beruhigende Knistern der verbrennenden Holzscheite störte das allabendliche Sommerkonzert der Grillen...
Heute, Jahre später, kann man nur mutmaßen wer es wohl war, der seine Stimme erhob!
"So kann das nicht weitergehen! Wir haben wieder verloren! Währenddessen sitzen gute Spieler auf der Bank! Warum tun wir uns das an? Und das Training, das lässt noch immer zu wünschen übrig! Wie dieser Verein geführt und trainiert wird ist eine Katastrophe!"
...einige Minuten Stille - bis auf die Grillen, deren Konzert lange nicht beendet war...
...dann der alles verändernde Satz! Der wahrscheinlich wichtigste Satz unserer Vereinsgeschichte...
"Das können wir doch selber besser! Wir sollten einen eigenen Verein gründen, und zwar in Saarlouis!"
Die Gruppe stimmte zwar zu, gleichwohl hatte man die Sorge, sich mit diesem Schritt zu übernehmen und nicht genügend Spieler zusammen zu bekommen und und und…
Nun zurück zu den nicht ganz so mystisch anmutenden Momenten, bei welchen ich zugegen war.
Von dem Gespräch im Garten der Rass-Brüder wusste ich nichts, genauso wenig von dem allgemeinen Missmut der Saarlouiser Fraktion. Aber das sollte sich bald ändern.
Ich war etwas überrascht, als mir Holger anbot, mich zum nächsten Spiel zu Hause abzuholen. Obgleich ich dankend annahm. Er hielt nicht lange hinterm Berg. Kaum war ich eingestiegen, berichtete er mir von der in Saarlouis wachsenden Idee eines eigenen Baseballvereins. Und er sagte, dass man sich nicht sicher sei, ob man diesen Schritt wagen solle. Er fuhr damit fort, dass man ja keinen Pitcher habe und ohne einen Pitcher wolle das keiner wagen. Er berichtete mir, dass die Spieler der Sonnenstadt beschlossen haben, sollte ich mich der Truppe anschließen, ziehe man es durch.
Ich sagte sofort zu und damit war es beschlossene Sache!
Nach dem Gespräch fuhren wir zum Treffpunkt und gewannen tatsächlich endlich ein Spiel.
Es war gleichzeitig unser letztes Spiel bei den "Saarland Indians".
In Saarlouis war es wirklich von Anfang an toll. Wir profitierten deutlich von dem erwähnten Baseball-Boom. Innerhalb kürzester Zeit waren im Training so um die 20 junge baseballbegeisterte Leute. Am Spielbetrieb konnten wir 1992 nicht mehr teilnehmen, es war zu spät. Die Saison war ja schon fast beendet. Also bereitete man sich auf das nächste Jahr vor. Bereits im ersten Winter stand uns die MPG-Halle zur Verfügung, die wir fleißig nutzten. Anders als bei den Indians passierte bei uns richtig viel im Training, bedauerlicherweise nicht nur Gutes… gebrochene Nasen von Groundballs, Platzwunden am Kopf vom Schläger usw… Es war alles ein wenig unstrukturiert. Wir hatten zwar gute Ideen, jedoch waren wir unterm Strich alle nur Laien. Die Sache war klar, wir brauchten einen Coach! Über die Abteilung Basketball, also den Royals, konnte der Kontakt zu einem sehr guten Coach hergestellt werden. Sein Name war Sergio Barrientos. Wie gut war dieser Coach? Nun, es war der Coach der “Mannheim Tornados“, die 1993 die deutsche Meisterschaft gewannen. Wir erklärten ihm, dass wir uns gerade erst gegründet hatten und Hilfe bräuchten, um in der nächsten Saison
siegreich sein zu können. Er sagte uns zu, dass er Spieler vermitteln werde und mit deren Hilfe viele Siege garantiert seien. Etwas überrascht war er schon, als wir das ablehnten. Wir machten ihm klar, dass wir selbst siegreich sein möchten. Offensichtlich hatte ihn das so sehr beeindruckt, dass er uns keinen anderen Coach empfehlen wollte, denn nach dieser Aussage wollte er uns lieber selbst trainieren. Und so kam es, dass wir uns in unserer allerersten Saison den Headcoach mit dem späteren deutschen Meister teilten. Und Coach Barrientos wurde in dem Jahr dann sogar zweimal Meister, denn mit uns schaffte er das ebenfalls!
Die Meisterschaft in der Landesliga war nicht das einzig Erwähnenswerte in dem Jahr. Es bildete sich ein Softballteam, das bereits in der darauffolgenden Saison am Spielbetrieb teilnahm.
Wir, die Herren, starteten dieses Jahr in der Verbandsliga des Baseballverbandes Saar.
Ja, das gab es. Der Zusammenschluss der Baseballverbände Saar und Rheinland-Pfalz ergab sich erst im Oktober 1994. Außerdem entstand ungefähr zu dieser Zeit eine Jugendmannschaft und ein 2. Herren-Team.
In den folgenden Jahren kamen und gingen diverse Vereine. Zu den besten Zeiten gab es im Saarland viele Baseballclubs. Da waren die Merchingen Apaches, Lokomotive Bous, Saarland (Völklingen) Indians, Saarbrücken Rattlesnakes, Saarbrücken Rebels, Saarbrücken Peanuts, Saarbrücken Riverbandits, Saarbrücken Blues, Niederwürzbach Warriors, St.Ingbert Devils, St.Ingbert Fighting Battle Cats, Spiesen Wild Boys, St.Wendel Brewers und wen auch immer ich jetzt noch vergessen habe…
Bis einschließlich 1996 bewegten wir uns auf der Tabelle immer im Mittelfeld. An einigen Spieltagen zeigten wir, was wir zu leisten im Stande waren und spielten auf hohem Niveau. Andere Tage wiederum gaben Auskunft, warum wir nur Verbandsliga spielten. Wir waren nicht konstant genug. Bei manch einem fehlte vielleicht der Ansporn oder das Gefühl, richtig gefordert zu sein! Der ein oder andere benötigte möglicherweise einfach nur einen Weckruf. Nun, dieser sollte folgen, doch gut Ding will Weile haben…
Unser eigenes Baseballfeld existierte als Idee bereits 1994. Zur Realisierung galt es viele Hürden zu überwinden, bis dann endlich 1996 das Eröffnungsspiel im Ballpark in den Fliesen stattfand. Der Gegner dieser Partie war eine Auswahl aller Spieler der verbliebenen saarländischen Vereine. Und dieses erste Spiel auf der heimischen Baseballanlage ging deutlich an uns.
Beim Bau unserer Anlage machten wir ungleich schlimmere Fehler als spielerisch auf dem Platz. Naja, man wusste es halt nicht besser. Damals war ich in jene Planung nicht involviert und hatte obendrein noch nicht die fachliche Ausbildung, die später sehr hilfreich war, um an den verschiedensten Maßnahmen gescheit mitzuwirken. Die Fachkenntnis hatte im Übrigen derzeit niemand bei den Hornets, was eine Erklärung für die gemachten Fehler darstellt. Darüber hinaus ging von Seiten der Stadt Saarlouis ebenso das ein oder andere schief. Des Weiteren hatten wir ein sehr knapp bemessenes Budget, was sich gleichermaßen negativ auf die Baumaßnahme auswirkte. Wie sagt man so schön: „In ein paar Jahren blicken wir darauf zurück und lachen!“
OK, so lasset uns nun damit beginnen! Die lustigsten Fehler waren meist verbunden mit großen Schreckmomenten. Wie zum Beispiel, als wir die Laufbahnen mit einem Sand herstellten, der farblich toll nach Baseballfeld aussah, aber die Tragfähigkeit eines Sandstrandes aufwies. So kam es, dass sich ein Spieler während des Einweihungsspiels, beim Versuch in die 2nd Base zu sliden, alle Bänder am Fuß abriss und das Fußgelenk brach. Verständlicherweise bestritten wir nur ein einziges Spiel mit diesem Sandgemisch. Da fällt es nach all den Jahren weiterhin recht schwer drüber zu lachen, geb‘ ich zu…
Nicht so bei dem nächsten Fall, welcher auf das Konto der Stadt geht. Hierzu muss man allerdings sagen, dass bei der Stadt zwar viele bautechnische Fachleute saßen, die nichtsdestotrotz von Baseball absolut keine Ahnung hatten. Das ist wohl eine Erklärung dafür, dass sie die Umzäunung genau auf den Foullines planten, beginnend bei der Homeplate. Das würde dann bedeuten, dass Batter, Catcher und Plate-Umpire außerhalb der Umzäunung
stünden. Das ist kein Scherz! Nach langen Diskussionen konnte dies vor dem Bau verhindert und geändert werden. Folgendes konnten wir leider nicht abwenden: ein Baseballfeld wird bezüglich der Himmelsrichtung normalerweise so ausgerichtet, dass der Batter die Mittagssonne im Rücken hat. Das heißt: Homeplate im Süden, Centerfield im Norden. So war es auch geplant! Der Stadt gefiel dies so leider gar nicht. Drum drehten sie das Feld kurzerhand und übersahen dabei, dass so nun ein Kanaldeckel mitten im Leftfield, ca. 60 cm aus dem Boden ragte. Besonders schön war der Moment direkt nachdem das Arial gerodet wurde, und man das ganze erstmalig sah. Aber erneut ließ uns die Stadt hier nicht im Regen stehen. Der Kanaldeckel wurde so umgebaut, dass er nun knapp unterhalb der Oberfläche lag. Nach wie vor! Der größte Nachteil dieser Geschichte wurde uns bzw. mir, erst vor ein paar Jahren klar, als ich mir wieder einmal über die Zukunft der Hornets Gedanken machte. Zu der Zeit plante ich unsere Rückkehr in die 1. Bundesliga, in der gerade verschiedene Reformen ausgebrütet wurden. Es wurde unter anderem über die Abschaffung der Doublheader gesprochen. Statt zwei Spiele an einem Tag will man früher oder später die Begegnungen auf zwei Tage verteilen. Im Detail sähe das beispielsweise so aus:
freitags ein Nightgame unter Flutlicht und samstags das zweite Spiel am frühen Nachmittag. Übrigens, auf freiwilliger Basis läuft dies bereits bei einigen Bundesligateams.
Zurück zu uns… Sollten wir irgendwann in der Lage sein, den Bau einer Flutlichtanlage finanziell stemmen zu können, haben wir bezüglich der Ausrichtung von Nightgames ernsthafte Realisierungsprobleme. Denn zu der Uhrzeit, wenn ein solches Spiel stattfindet, steht zeitweise die Sonne so ungünstig, dass ein Schlagmann dermaßen stark geblendet wird, dass dieser den Ball nicht sehen kann! Somit rücken aufgrund dieser Drehung, Nightgames bei uns zu Hause in weite Ferne. Mein persönlicher Favorit in Sachen Fehlplanung ist und bleibt jedoch die erste Zaunanlage bzw. die Breite ihrer Maschen. Manch einer von euch ahnt vielleicht, was jetzt kommt...
Aufgefallen ist es erst, nachdem wir fast komplett fertig waren. Der Backstop wurde wie der restliche Zaun mit Maschendraht ausgestattet. Und als wir den Zaun dort im Groben hängen hatten, es musste nur noch alles mit Bindedraht verzwirbelt werden, schnappte sich jemand einen Ball und warf diesen gegen den Zaun bzw. versuchte das…
„Moment mal, da muss ein Loch sein“ hieß es. Aber da war kein Loch! Zweiter Versuch!
Wiederum konnte der Backstop den Ball nicht aufhalten. Er ging einfach durch, wie durch Butter. In Schockstarre standen wir da! Dritter Versuch! Vierter Versuch! Immer das gleiche Ergebnis! Der Ball ging einfach durch. Von wegen - da war kein Loch. Da waren ganz viele Löcher! Jede einzelne Masche war ein Loch. Wie kam’s? Naja, bei der Planung hat man den Durchmesser eines Baseballs gemessen, dieses Maß mit den erhältlichen Maschengrößen verglichen und vernachlässigt, dass es sich um geflochtenen Draht handelt, der unter relativ geringem Druck nachgibt und sich verformt. So einfach ist das!
Da kann ich bis heute drüber lachen… Gott sei Dank hatte ich hier ebenso wenig meine Finger im Spiel! …das kann jetzt ja jeder behaupten…
Wie dem auch sei, nach den notwendigen Modifikationen war unser Feld bereit für den Spielbetrieb.
Zum zweiten Male wurde eine weitere wichtige Entscheidung in Rass’ns Garten getroffen. 1996 dachte der Deutsche Baseball- und Softball Verband über die Einführung einer Regionalliga nach. Die Vereine wurden in einer offenen Wahl nach ihrer Meinung gefragt. Das Umfrageergebnis sollte dann zur Entscheidungsfindung herangezogen werden.
Ich glaube, bei uns war es ein einstimmiges Ergebnis zu Gunsten der Einführung einer Regionalliga. Wir dachten uns, dass dies eine gute Sache sei und dass, wenn es dazu käme, man nach Mannschaften suchen wird, die in der neu gebildeten Liga spielen wollen. Und es kam wie erwartet.
Der Aufstieg in die Regionalliga war also eine Sache, die wir weniger auf dem Spielfeld zu Stande brachten. Um dort zu bleiben, benötigt es jedoch sehr wohl eine sportliche
Leistung. Das war uns klar und wir hatten großen Respekt vor dieser neuen Liga. Das spornte alle an. Plötzlich waren es nicht mehr nur ein paar Spieler, die hart trainierten. Auf einmal gab jeder richtig Gas. Das war der Weckruf, den ich oben kurz erwähnte. Außerdem rückten aus der Jugend talentierte Spieler hoch und ergatterten sich einen Stammplatz. Wie z.B. Torsten Dehm, der nach wie vor in der 1. Mannschaft spielt. Es war eine starke Truppe mit sehr freundschaftlich ausgeprägtem Teamgeist. Häufig haben sich damals meine Spielkameraden Begegnungen der 1. Baseball Bundesliga angeschaut und davon geträumt, selbst einmal in dieser Liga zu spielen. Dafür fuhren sie nach Mannheim oder sonst wohin. Ich wollte da nie mit, denn ich hatte mir das Ziel gesteckt, diese Premiere nicht als Zuschauer, sondern als Pitcher auf dem Wurfhügel zu erleben. Darauf musste ich allerdings noch einige Jahre warten. Derweil wuchsen neue Hornets-Teams zusammen. Unsere Bambinos, die spätere T-Ball Mannschaft, ein Schüler-Team entstand sowie eine dritte Mannschaft und sogar ein Hobby-Team.
In der Saison 1997 schaffte man nicht nur den Klassenerhalt, nein, man schaffte gar den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Ab diesem Zeitpunkt war ich nicht der Einzige, der glaubte, dass das noch nicht alles war. Ich glaube, dass das von nun an gesteckte Ziel der gesamten Mannschaft 1. Bundesliga lautete. Mit diesem Ziel vor Augen trainierte man noch weit härter, länger und häufiger. In unserem ersten Jahr in der 2. Bundesliga machten wir es dennoch sehr spannend. Wir mussten am letzten Spieltag der Saison beide Spiele gegen die “Stuttgart Reds“ gewinnen, sonst wäre das Abenteuer 2. Bundesliga schon nach einem Jahr beendet gewesen. Wir schafften es und feierten vor heimischer Kulisse den Klassenerhalt.
Über das Jahr 1999 kann ich nicht viel sagen, zumindest nicht über die Hornets. Denn zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich fremde Luft schnuppern wollte und zu den “Mannheim Amigos“ wechselte. Neben einem finanziellen Anreiz war es vor allem die Aussicht auf die 1. Bundesliga, die mich dorthin zog. In Saarlouis schienen Grenzen erreicht und ich glaubte nicht, dass wir mit nur 2-3 Leistungsträgern den Sprung in die erste Liga packen könnten. Mit mir wechselte mein damaliger Catcher Christian Teusch nach Mannheim. In Saarlouis bewies man Kampfgeist und schaffte ohne uns den Klassenerhalt. Ich stellte fest, dass es in Mannheim in Bezug auf Kameradschaft und Teamgeist einfach nicht so war wie in der Heimat am Saaraltarm.
Bereuen tue ich es sicherlich nicht, zu den Amigos gewechselt zu haben, denn so konnte ich einen großartigen Baseball-Menschen persönlich kennen lernen:
Claus Helmig! Er war mein Coach in Mannheim. Vor den Spielen habe ich immer bei ihm übernachtet. Dabei lernte ich seine Familie kennen. Morgens vor dem Spiel sprach ich mit seiner Frau über Bücher, meistens die Bibel, während Claus mir das Frühstück zubereitete. Es sind tolle Erinnerungen. An dieser Stelle möchte ich an den wahrscheinlich wichtigsten Baseballer Deutschlands erinnern! Er ist am 1. Juni 2016 von uns gegangen.
Claus, wer Dich kannte, wird Dich vermissen!
Wie gerade eben erwähnt, war der Spirit nicht der gleiche wie in Saarlouis. Als mir Ende 1999 der damalige Vorstand der Hornets eröffnete, dass man mich zurück an die Saar holen wolle und darüber hinaus einen Süd-Afrikaner als Verstärkung verpflichte, kam ebenso mein Glauben zurück, dass in Saarlouis ein weiterer Aufstieg möglich sei. Garth Terry war der neue Spieler und tatsächlich eine echte Bereicherung. Das neue Jahrtausend begann für uns damit, dass der langersehnte Traum in greifbare Nähe rückte. Wir spielten ganz oben mit und ließen diese Chance nicht ungenutzt an uns vorrübergehen! Endlich war es soweit!
1. Baseball Bundesliga hieß es dann 2001, und ich startete unser erstes Spiel als Pitcher auf dem Mound, ganz so wie ich es mir vorgenommen hatte. Und es war ausgerechnet gegen die “Mannheim Tornados“, der Verein, der sich mit uns in unserer allerersten Baseball-Saison 1993 den Coach teilte. Das war schon etwas Besonderes, vor allem für all jene, welche die ersten Stunden unseres Clubs bereits miterlebten. Davon waren allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viele im Verein oder gar im Team.
Wie drei Jahre zuvor in der 2. Bundesliga, machten wir es auch in der 1. Liga gegen Ende richtig spannend. Wir wurden Vorletzter und mussten uns in der Relegation durchsetzen. In diesem Jahr hatten wir drei Spieler von weither verpflichtet. Wobei diese während der Relegation nicht mehr an Board waren. Das mussten wir alleine schaffen. Unsere Gegner dort waren die “Fürth Pirates“, mit denen wir in der Vergangenheit diverse Auseinandersetzungen hatten, die nicht alle nur mit Baseball in Verbindung zu bringen sind…
Es war eine “Best of Three“-Serie und das erste Spiel, ein Heimspiel der Pirates, ging leider verloren. Wie ein Déjà-vu kam es wohl einigen vor als wir die letzten beiden Spiele des Jahres gewinnen mussten, um die Klasse zu halten. In einem für Spieler wie Zuschauer unvergesslichen Krimi ging das erste Spiel mit 10 : 9 Runs an uns, und im zweiten konnten wir dies mit 5 : 3 Runs wiederholen. Wir hatten es erneut geschafft!
2002 trat ein anderes Team der Hornets, was die Höhe der Spielklasse angeht in unsere Fußstapfen! Es war das Softballteam, das in der vorherigen Saison nahezu jedes Spiel mit Mercy Rule gewann. Als mehrfacher Meister der Verbandsliga wagten wir den Schritt ins Oberhaus. Ich sage „wir“, da ich als Coach mit im Boot war. Talent bewies ich vor allem darin, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein…
Leider konnten wir uns nicht in dieser Liga halten. Der direkte Abstieg spiegelte nicht die erbrachte Leistung der damaligen Mädels wider. Als einzige Mannschaft spielten unsere Frauen ohne ausländische Verstärkung. Und es gab viele knappe Spiele die wir am Ende bedauerlicherweise nie für uns entscheiden konnten. Es blieb ein Abenteuer, obgleich nur ein kurzes…
Mit der ersten Mannschaft machten wir es in den nächsten Jahren nicht mehr so spannend wie in unserer ersten Saison. Stetig konnten wir uns steigern und erreichten gegen Ende nach und nach bessere Platzierungen.
2006 gelang uns der bis dato größte Erfolg, wir schafften es in die Playoffs. Im Viertelfinale der deutschen Meisterschaft mussten wir uns jedoch leider dem späteren Titelträger geschlagen geben. Das letzte Playoff-Spiel der Hornets wurde bedauerlicherweise mein letztes Spiel in der Bundesliga und mein letztes als Starting Pitcher in der ersten Mannschaft. Eine Schulterverletzung, von der ich mich nicht mehr so recht erholte, bedeutete das Karriereende.
Trost bleibt, dass ich von mir behaupten kann, der letzte Pitcher der Hornets zu sein, der ein Playoff-Spiel startete. Aber ich hoffe doch sehr, dass ich das nicht mehr allzu lange von mir behaupten kann!
Die Coaches-Schuhe, die ich mir ohnehin schon recht häufig an die Füße tat, wurden nun zu meinem Hauptschuhwerk. Ich trainierte weiterhin den Nachwuchsbereich sowie die 2. Mannschaft. In der ersten Mannschaft sprang ich ein, wenn Not am Mann war, meist nur als Assistant Coach. Am Anfang der Saison 2007 gehörten wir zu den Top-Favoriten für den Titel. Das Ende der Spielzeit hingegen brachte uns zurück auf den Boden der Tatsachen. Zu dieser Zeit bemerkte ich, dass der Teamspirit nicht mehr jener war, der uns einst in die Bundesliga brachte. Ohne Playoff -Teilnahme vergingen weitere drei Jahre. Wir präsentierten uns solide im Mittelfeld der Bundesliga, bis dann nach der Saison 2010 feststand, dass die 1. Bundesliga finanziell nicht mehr zu halten war. Nicht einmal die 2. Bundesliga war realisierbar. So kam es zum Abstieg in die Regionalliga, was dazu führte, dass viele Spieler die Mannschaft verließen. 2011 verpflichtete man einen Coach mit guten Referenzen, der diese allerdings nicht bestätigen konnte. Dem finanziellen Abstieg folgte nun der sportliche. Von anderen Vereinen hörte ich nun häufig den Vergleich mit Trier. Einst erfolgreich, plötzlich der finanzielle Abstieg und nun spielen sie seit Jahren in der Verbandsliga und kämpfen um die Aufrechterhaltung des Spielbetriebes ihrer Herrenmannschaft.
Doch mit welchen Worten begann unsere Story hier?
“ Eine Geschichte mit mehr Höhen als Tiefen…“
Der Neustart in der Verbandsliga hat mir als neuem Headcoach sehr gut gefallen. Das lag vor allem an der Mannschaft! Der überwiegende Großteil der Spieler sind Gewächse aus dem eigenen Nachwuchsbereich und deren Trainer dort war ich. Man kannte sich also! Ich spürte, dass diese Jungs, die bereits in der Hornets-Jugend zusammen spielten, wieder den vermissten Teamgeist hatten. Nicht zuletzt war dies das Zünglein an der Waage, was uns erneut auf Kurs brachte. Die Truppe begab sich auf direktem Wege nach oben. Jetzt kann das ja jeder behaupten, dennoch, tatsächlich plante ich 2012 in der Verbandsliga unsere Rückkehr ins Oberhaus. Ich war überzeugt davon, dass wir es bis spätestens 2018 schaffen könnten.
Es ist nun 2017 und wo wir heute stehen, dass wisst ihr ja alle…
Vor allem das letzte Jahr zeigte mir, dass wir eine tolle Gemeinschaft sind. Es mag mein subjektiver Eindruck sein, gleichwohl habe ich das Gefühl, dass dieser Verein nie zuvor so eng zusammenrückte wie derzeit. Viele Helfer, die professionell und eigenständig in Teams zusammenarbeiten, um sowohl vor als auch hinter den Kulissen nicht nur alles aufrecht zu erhalten, sondern vor allem um uns weiter zu bringen!
Ich sage toll, DANKE und weiter so…